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哲学いろいろ

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ニーチェ

残虐こそは 人類の最古の祝祭の楽しみなのだ。

Morgenröthe.

Gedanken über die moralischen Vorurtheile.

„Es giebt so viele Morgenröthen, die
noch nicht geleuchtet haben.“
Rigveda.

Neue Ausgabe
mit einer einführenden Vorrede.


Leipzig.
Verlag von E. W. Fritzsch.
1887.


http://www.nietzschesource.org/#eKGWB/M
18.

Die Moral des freiwilligen Leidens. — Welcher Genuss ist für Menschen im Kriegszustande jener kleinen, stets gefährdeten Gemeinde, wo die strengste Sittlichkeit waltet, der höchste? Also für kraftvolle, rachsüchtige, feindselige, tückische, argwöhnische, zum Furchtbarsten bereite, und durch Entbehrung und Sittlichkeit gehärtete Seelen? Der Genuss der Grausamkeit: so wie es auch zur Tugend einer solchen Seele in diesen Zuständen gerechnet wird, in der Grausamkeit erfinderisch und unersättlich zu sein. An dem Thun des Grausamen erquickt sich die Gemeinde und wirft einmal die Düsterkeit der beständigen Angst und Vorsicht von sich.
Die Grausamkeit gehört zur ältesten Festfreude der Menschheit.
Folglich denkt man sich auch die Götter erquickt und festlich gestimmt, wenn man ihnen den Anblick der Grausamkeit anbietet, — und so schleicht sich die Vorstellung in die Welt, dass das freiwillige Leiden, die selbsterwählte Marter einen guten Sinn und Werth habe.